Geschichten von zuhause in der pandemie
in aachen zuhause
Aachen ist meine Heimatstadt und ich fühle mich dort sehr zuhause. Die Geschichte der Stadt ist voll von schönen Märchen und Sagen, die meine Phantasie schon als Kind beflügelten. Da gibt es einen Daumen im Portal zum Dom, den der Teufel dort einst stecken liess. Das Bachkalb, eine Kreatur wie aus Rowlings fabelhaften Tierwesen, spukte durch unsere Kinderköpfe lange bevor es Harry Potter gab. In einem Film über meine Geburtsstadt sagte der ebenfalls dort herstammende Jürgen von der Lippe, er verdanke Aachen eine Kindheit voll schöner Bilder. Dem stimme ich aus ganzem Herzen zu.
Mein Treffen mit Regina Sommer in Aachen
Umso mehr habe ich mich gefreut als Regina Sommer, eine international sehr renommierte Erzählkünstlerin und Aachens Stadterzählerin, sich zu einem Interview bereit erklärte. Im heißen Sommer 2020 traf ich mich mit Ihr im Haus der Märchen am Lousberg in Aachen zum Gespräch.
Sie studierte unter anderem Literaturwissenschaften, Geschichte und Sport und ist bereits seit 1992 professionelle Erzählerin. Die Anfänge ihrer Erzählkunst liegen in Nordamerika. Sie ist auf sehr vielen Erzähl- und Literaturfestivals im In- und europäischen Ausland sowie in den USA und Kanada in deutscher und englischer Sprache aufgetreten. Vor allem aber hat sie das internationale Erzählfestival Zwischenzeiten seit 1997 in Aachen organisiert.
Regina Sommers Erzählfestival Zwischenzeiten in Aachen
Im Jahr 2017 begann ich meine eigene Erzählausbildung und wie das so ist mit selektiver Wahrnehmung begann ich leider auch dann die vielen Erzählevents und Feste um mich herum zur Kenntnis zu nehmen. 2017 fand das letzte von Regina Sommers internationalen Erzählfestivals in Aachen statt. Ich war dabei und es hat mich komplett von den Socken gehauen. 12 Erzählerinnen und Erzähler aus allen Kontinenten waren dabei. Eine indische Erzählerin, die ihre Geschichte tanzte, ein waschechter, schottischer Storykeeper im Kilt, von dem ich kein Wort verstand. Afrikaner, Nordamerikanerinnen, und viele mehr.
Besonders begeistert hat mich die Vielfalt der Darstellungen und Kombinationen mit Geschichten. Es gab Geschichten in Museen, Mühlen, Buchläden, Kirchen und an der Universtität. Stories wurden verbunden mit Geologie, Musik, Tanz, der Physik. Für mich war es der totale Flash.
Neu war mir damals auch die Form des Storywalks: ein Rundgang durch die Stadt Aachen auf der Suche nach den Ursprüngen der Stadt.
Willkommen daheim beim Storywalk durch Aachen
Wir trafen uns an der Hotmannspief, dem Jungfrauenbrunnen und gingen auf einen fantastischen Spaziergang durch das schöne Aachen. Historikerin Suna Niemetz beschrieb uns die alten Flussläufe unter der Stadt und gab Einblicke in die lange Geschichte. Regina Sommer verwob ihre eigene Herkunftsgeschichte als Öcher Kind mit den Sagen aus Aachen und denen anderer Wassergöttinnen. In meinem Inneren entfaltete sich ein Teppich an Bedeutung und schenkte mir die Erkenntnis: Wer einmal vom Aachener Wasser getrunken hat in seiner Kindheit, den lässt die Wassergöttin nicht los und zieht ihn oder sie immer wieder heim. Das trifft den Nagel auf den Kopf für mich. Das Interview mit Regina Sommer war sehr unterhaltsam für mich und ist auch trotz Einkürzung lang geworden. Eingeflochten ist das Märchen vom Steinmetz, der über eine lange Reise wieder zu sich findet. Hört gerne rein, es kommt gleich zu Beginn nach den ersten Minuten.
Weitere Themen im Interview mit Regina sommer
- Was Deutschland von den Dummlingen lernen kann
- Wie uns Till Eulenspiegel durch die Krise hilft
- Große Erzählwerke wie z.B. das Dekameron von Boccaccio sind während Pandemien entstanden
- Hintergründe und Informationen zur Erzählkunst von Regina Sommer
Ich hoffe, Ihr habt viel Spaß mit dem Interview.
Links
Homepage von Regina Sommer: Die erzählten Welten der Regina Sommer - Home
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